Kreissparkasse Kaiserslautern informiert zu Schutz vor Naturgefahren
Nein, es gehe nicht um Panikmache – aber vor tatsächlichen Gefahren die Augen zu verschließen, sei zwar menschlich verständlich, aber unter Umständen fatal. Hartmut Rohden, Vorstand der Kreissparkasse Kaiserslautern, wies mit diesen Worten eindringlich auf die steigende Zahl von Starkregen und Überschwemmungen in unserer Region hin. Man dürfe das Problem von Naturgefahren „weder wegschieben noch verdrängen“, sagte Rohden bei der Informationsveranstaltung im Deutschordensaal der Kreissparkasse zum Thema „Naturgefahren Forum – Naturgefahren verstehen und versichern“. Die Schadenshöhe solcher zerstörerischer Naturereignisse sei über Jahrzehnte deutlich angestiegen, zeige die Statistik, „denn die Menschen haben immer mehr und höhere Werte geschaffen“, lieferte Rohden die Begründung. Ein weiteres Problem hob er hervor: Starkregenfälle seien nicht vorherzusehen, „man weiß nie, wo sie auftreten“. Und: Kommunen haften nicht für die Schäden! Man müsse also vorsorgen, so gut es eben ginge und bauliche Maßnahmen am Privathaus und eine Elementarschadenversicherung in Betracht ziehen, resümierte Rohden den Vortrag der Geowissenschaftlerin und Versicherungsexpertin Dr. Miriam Dühnforth.
Landrat Ralf Leßmeister lieferte zur Einführung ins Thema Zahlen und Fakten zur Entwicklung von Naturgefahren in unserer Region und klärte über behördliche Zuständigkeiten auf. So sei es eine der kommunalen Aufgaben Konzepte zum Hochwasserschutz zu erstellen, was von Landesmitteln und schließlich Kreisverwaltung entsprechend den Gewässerklassen auch gemacht werde. „Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Betroffenen, Kommunen und Staat“, sagte er und zitierte damit den zugrunde liegenden Paragrafen 5 Abs. 2 des Wasserhaushaltsgesetzes. Deshalb sei es wichtig bereits im Planungsstadium einen Hochwasserschutz zu berücksichtigen. Unter Umständen müssten örtliche Konzepte aufgestellt werden, in denen Gefahren beschrieben und wirtschaftliche und technisch umsetzbare Lösungen ersonnen werden. Leßmeister unterstrich die Bedeutung solcher Maßnahmen anhand von Beobachtungen und Erfahrungswerten der letzten Jahre. „Extreme Wetterereignisse häufen sich, lange Hitzeperioden, stärkere Regenfälle als je, Hagel, extreme Niederschlagsmengen“, zählte er auf und führte Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit an wie der Juni 2018 in Katzweiler als sich nach einem Starkregen das Wasser an einer Brücke staute und der Ort überschwemmt wurde; teilweise mussten Bewohner per Rettungsboot geborgen werden. Oder Mai 2019 in Katzenbach, wo nach einem Starkregenereignis Keller mit Schlammmassen bis zur Decke vollliefen, mitten in der Nacht Taucher eingesetzt werden mussten, um Bewohner zu retten und in der Folge Bürger vor völlig ruinierten Wohnungen standen.
„Regen kann man nicht abbestellen, aber man kann Vorkehrungen treffen“, mahnte Landrat Leßmeister. So werde in der Region das Vorwarnsystem NINA bzw. KatWarn eingesetzt, mit dessen Hilfe Wetterwarnungen per Smartphone-App empfangen werden können. Zu Gefahrenabwehr seien Alarm-, Einsatz- und Evakuierungspläne erstellt, auf technischer Seite werden spezielle Pumpsysteme, Rettungsboote und eine Sandsackabfüllanlage vorgehalten. Überdies gelte es, weitere präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die einzelnen Orte vor Hochwasser zu schützen. Er verwies dabei auf die Internetseite naturgefahren.rlp.de und die Elementarschaden-Informationskampagne des Landes.
Extreme Wetterereignisse seien bundesweit und wie die jüngsten Vorfälle zeigen auch in der Pfalz keine Seltenheit mehr, befand Geowissenschaftlerin Dr. Miriam Dühnforth von der Versicherungskammer Bayern. „Insbesondere Starkregenereignisse nehmen zu und können auch in
Siedlungsgebieten fernab von Flüssen zu katastrophalen Überschwemmungen führen“, sagte sie. Dabei hob sie besonders hervor, dass viele Menschen die Gefahr völlig unterschätzten, Opfer von Überschwemmungen durch Starkregen und Hochwasser zu werden. Schaden an Hab und Gut könnten schnell existenzgefährdend sein – „und zwar auch in Gegenden, wo kein Mensch bisher damit rechnete“, so Dühnforth. Sie belegte die allgemeine Beobachtung, dass Wetterextreme zunehmen mit einigen Zahlen aus der Versicherungsstatistik. Der globale Temperaturanstieg führe zu erhöhter Verdunstung und in der Folge zu Phasen von Dürre und Starkregen. Sie konnte belegen, dass der Jahresniederschlag seit einhundert Jahren deutlich steigt und gleichzeitig die Schäden steigen, ebenso nehme die Volatilität zu. Zeitgleich sei seit 1980 die Schadenshöhe massiv gestiegen.
Aus Aufzeichnungen über Starkregen lasse sich kein regionales Verteilungsmuster erkennen. Dühnforths Fazit: „Es kann jeden treffen; Starkregenereignisse sind sehr lokal begrenzt, wenn sie passieren, können sie überall auftreten.“ In den letzten knapp 20 Jahren seien von den 26 größten Elementarschadenereignissen 21 durch Starkregen hervorgerufen. Sie verwies auf die im Vergleich zum Wert des versicherten Hauses überschaubaren Versicherungsprämien. Die Versicherungskammer Bayern habe eine über 200-jährige Erfahrung bei Gebäudeversicherungen, kenne sich im Risikomanagement aus und sei schnelle, fair und kompetent bei der Regulierung.