Alle drei Jahre vergibt der Bezirksverband Pfalz den Medienpreis Pfalz. Die Jury hat nun einmütig entschieden, den Buchhändler und Verleger Reinhold Gondrom mit dem Lebenswerkpreis auszuzeichnen; die Laudatio übernimmt Kerstin Bachtler. Für den mit 10.000 Euro dotierten Medienpreis wurden Markus Clauer, Michael Konrad und Uwe Herrmann sowie Reiner Voß nominiert. Nominierte des mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreises sind Julian Erbersdobler, Miriam Malthaner, Lea Schann und Anna Platt sowie Linda Schwind. Der Preisträger beziehungsweise die Preisträgerin bleibt bis zur Pfalzpreis-Gala am Samstag, 19. November, um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern geheim.
Reinhold Gondrom, 1950 in Bayreuth geboren, hat den deutschen Buchhandel nachhaltig beeinflusst und zu einer der größten Buchhandelsketten im deutschsprachigen Raum entwickelt. Nach seiner Ausbildung zum Druckfachmann folgte – geprägt durch das Elternhaus – ebenfalls die des Buchhändlers. Danach zog es ihn in viele große Städte, wo er Berufserfahrung in führenden Buchhandelsunternehmen sammelte. 1975 kam Gondrom schließlich aus Oxford (England) nach Kaiserslautern. Hier übernahm er die Buchhandlung „Lincks-Crusius“ und erkannte schnell die Notwendigkeit, den noch relativ bescheidenen Laden durch Umbauten einem breiten Publikum zu öffnen. Er galt als der erste Unternehmer in Deutschland, der großflächige Buchhäuser entwickelte und seine innovativen Ideen selbst oder als Franchise-Geber in andere Städte brachte. Damit wurde er schnell zum wichtigen Partner großer Verlage, aber auch ein guter Gastgeber für bekannte Autoren. Für Autorenlesungen, die heute alltäglich sind, darf er als wichtiger Initiator gelten. Und der Erfolg gab ihm Recht: Was einst überschaubar und bescheiden anfing, entwickelte sich durch 30 Buchhandlungen mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einem beachtlichen Unternehmen dieser Branche, das er mit großem Einsatz und mit Weitsicht führte. 2006 verkaufte Gondrom seine Buchhandlungen an Thalia.
Als Verleger hat sich Reinhold Gondrom vor allem den Pfälzer Autoren und Autorinnen gewidmet. So hat er unter anderen Paul Münch, Michael Bauer, Eugen Damm, Hansgeorg Baßler und Anni Becker ein besonderes Forum geboten und sich mit „Pfalzreprints“ historischen Pfälzer Werken gewidmet. Als erster hat er auch die Jüngsten in sein Verleger-Spektrum eingebunden. Seine individualisierten Bilderbücher für Kinder haben weltweit für Lesespaß gesorgt und damit selbst heute noch im „Tablet-Zeitalter“ einige Nachahmer gefunden. Reinhold Gondrom war es ein Anliegen, Kunst und Kultur zu fördern. So stiftete er mehrfach mit Unterstützung des Pfalztheaters in Kaiserslautern den Theaterpreis für Stücke in Pfälzer Mundart. Und er initiierte und stiftete den „Bürgerpreis für Selbstinitiative von Bürgern“ in Kaiserslautern, der mit Unterstützung von Lothar Schwartz, Journalist und Pressesprecher von Willy Brandt, zustande kam.
Für seine Serie „Reporter/Kulturreporter to go“, die Anfang 2019 gestartet ist und seitdem in loser Folge fortgesetzt wird, ist der „Rheinpfalz“-Kulturredakteur Markus Clauer nominiert. Auf Vorschlag von Leserinnen und Lesern beleuchtet sie die Vielfalt des kulturellen Lebens in der Pfalz: Menschen, Aktionen und Initiativen, die in der normalen überlokalen Kulturberichterstattung nicht vorkommen. Wegen ihres opulenten Nachschlagewerks „Saach blooß. Geheimnisse des Pfälzischen“ mit 258 Stichworten, kamen der Autor Michael Konrad und der Karikaturist Uwe Herrmann in den engen Kreis. Die informativen Beiträge sind im Laufe von März 2002 bis September 2021 in der „Rheinpfalz am Sonntag“ erschienen und füllen nun das Buch auf 572 Seiten. Reiner Voß, Fotograf und studierter Biologe, hat während der Pandemie verstärkt die hiesige Landschaft erkundet und die Spuren des Klimawandels fotografisch festgehalten, beispielsweise ausgetrocknete Seen, vertrocknete Böden, von der Dürre gezeichnete Ackerflächen, auf denen kaum noch etwas wuchs. Die Aufnahmen, zumeist in Schwarzweiß, sind auf Facebook veröffentlicht.
„Deutschland in klein“ heißt der Zeitungsartikel von Julian Erbersdobler, der im Februar 2022 in der „Süddeutschen Zeitung“ erschien. Er beschreibt darin, dass Haßloch nach 35 Jahren nicht mehr zu Marktforschungszwecken herangezogen wird, wobei eine Hommage an das größte Dorf Deutschlands entstand. Drei Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums Germersheim, Miriam Malthaner, Lea Schanne und Anna Platt, haben mit ihrer 16-seitigen Zeitung an dem Leo-Trepp-Wettbewerb zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“ teilgenommen und hierfür Interviews mit Politikern verschiedener Parteien, dem Vorsitzenden des Vereins Interkultur und einem Juden durchgeführt. Linda Schwind hat ein dreiteiliges, interdisziplinär angelegtes Projekt „Pfalz mit Kids“ erstellt, das aus einem Mitmach-Buch mit 75 Freizeittipps für Familien, einem Poster und einem Online-Portal besteht.
Zur Jury unter Vorsitz des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder gehörten Michael Ackermann, Leiter der Film Commission Nordbaden, die SWR-Redakteurin und -Moderatorin Kerstin Bachtler, der „Rheinpfalz“-Chefredakteur Michael Garthe, der Fotograf Dr. Jörg Heieck, Gregor Mayer, Leiter phoenix Digitale Medien, und Patrik Sommer, SWR-Abteilungsleiter beim Fernsehen.
[Abb. s. Anlage]
Hat ein Buchhandels-Imperium aufgebaut: Reinhold Gondrom
(Foto: Gondromedia KG)