Zwei Jahre Corona-Pandemie haben in der Gesellschaft ihre Spuren hinterlassen. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundene Energiekrise beginnen wir gerade zu spüren. In vielen Bereichen haben sich Veränderungen zum Alltag gewandelt, mussten Gewohnheiten angepasst und das bisher Gekannte/Gelernte überdacht werden.
Neben den vielen beruflichen, privaten und vor allem auch gesellschaftlichen Herausforderungen war und ist diese Zeit ebenfalls eine Herausforderung für die vielfältige und vielschichtige Kulturszene, zu der auch der Musikverein Otterbach e.V. gehört.
Proben nur im Freien, mehrere Konzertabsagen seit März 2020, Probestart, Probeunterbrechung, 2G, 2G+, 1,5 bis 2m Abstand, mit oder ohne Test, Mitgliederschwund und Kostensteigerungen sind nur einige der Herausforderungen, die die Pandemie und der jetzige Krieg an den Verein und seine Orchester gestellt haben und stellen.
„Die Pandemie-Regeln waren richtig und wichtig, um uns, um die Gesellschaft erfolgreich und sicher durch diese zu bringen“, sagt Fabian Fuchs, erster Vorsitzender des Musikverein Otterbach e.V. “Das Verständnis hierfür sei im Verein sehr groß und alle haben ihren Teil dazu beigetragen”, erläutert der Vorsitzende weiter. „Die schreckliche und unmenschliche Situation in der Ukraine und alle damit verbundenen Folgen bringen Herausforderungen mit sich, die noch nicht abzusehen sind.“
„Leider haben uns andere Umstände vor eine Herausforderung gestellt, die wir erst jetzt, 1 ½ Jahre nach Bekanntwerden, so richtig in den Griff bekommen haben.“, erklärt der Vorsitzende. Otterbach ist ein ständig wachsender Ort mit hoher Lebensqualität, in dem der Verein seit seiner Gründung im Jahre 1928 ansässig ist und seine Heimat hat. In der Vergangenheit gab es eine Gaststätte in der geprobt werden konnte und in den vergangenen Jahren war es der Ortsverwaltung immer ein großes Anliegen, dass der Verein eine Probemöglichkeit im Bürger-, oder später Mehrgenerationenhaus zur Verfügung gestellt bekam. Dafür habe man sich darauf konzentriert, den vereinseigenen Festplatz im Kumbwald in Schuss zu halten und mit verschiedenen Veranstaltungen zu bespielen. Auch bei Kerweumzügen, dem Volkstrauertag oder Totengedenken; keine Anfrage hat der Verein direkt verwehrt, sondern gerne versucht, diese mit Musik zu unterstützen. „Wir wollten so etwas von dem zurückgeben, was uns auf der anderen Seite als Unterstützung wiederfahren ist“.
Leider ergaben die Umstände in der Gemeinde, dass in Otterbach, bis zum Neubau einer Kindertagesstätte, eine Übergangslösung benötigt wurde. „Die einzige Liegenschaft der Gemeinde, die dafür in Frage kam, war nun mal das Mehrgenerationenhaus“ erklärt der Vorsitzende. „Ich freue mich für alle Eltern und Kinder, dass eine Lösung gefunden wurde, auf die diese lange gewartet und hingearbeitet haben. Jedes Kind sollte die Möglichkeit auf einen zustehenden Kindergartenplatz haben. Auch die Lösung mit dem Mehrgenerationenhaus kann ich nachvollziehen. Für uns brachte dies allerdings die Herausforderung in einer ohnehin schwierigen Zeit, eine neue Bleibe für die Ensembles des Vereins zu finden.“
Der Verein hatte Glück, konnte zunächst in den Sommermonaten auf die Bühne des Festplatzes im Kumbwald ausweichen und hatte dort eine schöne Probezeit im Freien. „Wir waren natürlich nicht untätig und haben selbst versucht, Lösungen zu finden und uns mit vielen alternativen Probemöglichkeiten beschäftigt“, leider erstmal ohne nachhaltigen Erfolg. Auch die Ortsgemeinde Otterbach konnte keine alternativen Räumlichkeiten als Ausweichquartier anbieten. Der Verein konnte dann bis zum Lockdown 2020/2021 nochmal kurze Zeit im MGH proben, bis dann während des Lockdowns die Arbeiten an dem Kindergarten begannen.
„Die Enttäuschung im Orchester ist sehr groß. Otterbach ist über 90 Jahre die musikalische Heimat des Vereins, ein großer Teil der Mitglieder kommt aus dem Ort; hier ist unsere Geschichte entstanden, haben sich Traditionen gebildet und sind viele Freundschaften entstanden.
Sehr positiv wurde die Unterstützung der Ortsgemeinde Sambach aufgenommen, die uns spontan und unkompliziert ein Proben im alten Schulhaus ermöglicht hatte. Leider war der Raum einfach zu klein für das komplette Orchester. Am Ende waren wir nun aber gezwungen, uns auch in etwas weiter entfernten Orten umzuschauen und haben dann dort eine Lösung gefunden.“
Seit März 2022 probt das Hauptensemble des Vereins unter neuem Namen in Siegelbach. „Wir wollen unsere Traditionen natürlich nicht komplett über Bord werfen, der Name Musikverein Otterbach wird bleiben, aber eher im Hintergrund. Zur Profilschärfung wollen wir die einzelnen Ensembles des Vereins in den Vordergrund stellen. Früher war Musikverein = Orchester. Heute ist der Begriff Musikverein vielmehr das Dach für eine Vielzahl an musikalischen Möglichkeiten, die unter dieser Organisationsform zusammenkommen.“
Den Anfang machten vor Jahren schon die „Turmbläser“. Ein kleines Bläserensemble, welches um die Advents- und Weihnachtszeit auf verschiedenen Veranstaltungen in der Westpfalz aufgetreten ist. Vor 5 Jahren formierten sich die „Kumbwald-Musikanten“, ein Ensemble welches die Traditionen der Blasmusik mit Märschen, Polkas usw. weiter am Leben hält.
Nun erhielt das „große Orchester“ seinen neuen Namen. „Wir wollten den (Neu-)Start in Siegelbach auch dazu nutzen, dem Orchester einen neuen Namen zu geben, der das enthält, für was unser Orchester auch steht. Die Mischung aus modernen Musikstilen wie z.B. Rock & Pop, gepaart mit einer vielseitigen Besetzung und Unterstützung durch elektronische Musikinstrumente sowie fantastischen musikalischen Gastsänger*innen. Das Programm dabei dennoch ein Mix von Modernem sowie Tradition. Ein Crossover eben.“ „Der Name lag also quasi auf der Hand: Crossover Orchester Westpfalz“. Demnächst wird das Jugendorchester, welches nun auch in Siegelbach probt, mit einem eigenen Namen das Portfolio erstmal abrunden. „Es gibt noch viele Ideen und Gedanken zu den einzelnen sowie weiteren Musikensembles“, meint Fuchs. „Wir freuen uns sehr über Siegelbach. Die Unterstützung, die wir durch den Ortsvorsteher, aber auch durch unseren neuen „Vermieter“ die Kath. Pfarrgemeinde erfahren, sind wunderbar und sehr wertvoll. Das Orchester fühlt sich willkommen und hat über vergangene Konzerte auch sehr positive Erinnerungen und Verbindungen an den Ort.“ Geprobt wird freitags ab 19:30 Uhr im Pfarrheim der kath. Kirche, Am Wäldchen 12, in Siegelbach. „Vielleicht finden sich auch weitere Musikerinnen, die daran interessiert sind, den Freitagabend oder auch einzelne Konzerte im Sinne eines Projektorchesters mit uns zu verbringen. Uns würde es freuen.“
An dieser Stelle kann man sich den 10.09.2022 schon mal im Kalender markieren. In Zusammenarbeit mit der Stadt Kaiserslautern wurde ein Veranstaltungskonzept entwickelt, das an zwei Tagen unter dem Namen „Schiller-Events“ auf dem Schillerplatz in Kaiserslautern umgesetzt wird, unter Federführung des Musikvereins. „Wir freuen uns, dass dieses, schon länger geplante Konzept, im Rahmen der Restart-Maßnahmen der Stadt Kaiserslautern nun stattfinden kann“, erläutert Fabian Fuchs und weiter „Den Start macht am Freitag den 09. September ein Latino Festival unseres Freundes, Ale Martin. Am Samstag den 10. September erfahren dann die „KL PROMS – Laut(r)er Stimmen“ eine Neuauflage. Dieses Mal OpenAir und neben dem Crossover Orchester Westpfalz mit den Gästen Ramona Dworak, Ale Martin, Jürgen Walzer und Ben Clemenz. Die weiteren Infos werden in den nächsten Wochen folgen“.
Wer sich informieren will findet unter: Crossover-Orchester-Westpfalz.de, alle Informationen.