Die weltweit geführten Diskussionen über „Circular Economy“ als neue Wirtschaftsform zurb Reduzierung des Ressourcenverbrauchs haben deutlich gemacht, dass der Kreislaufwirtschaft künftig eine deutlich stärkere Rolle bei der Bereitstellung von Recycling Rohstoffen für den Wirtschaftskreislauf zukommen wird. Sie wird in den kommenden Jahren zu einem zentralen Akteur der zirkulären Wirtschaft in Deutschland und Europa werden. Die Voraussetzungen hierfür sind gut.
Hohe Investitionen in Personal und Technik verbessern kontinuierlich die Standards der stofflichen und energetischen Verwertung, mehr als 310.000 qualifizierte und motivierte Beschäftigte arbeiten in rund 10.700 privaten und kommunalen Unternehmen auf allen Stufen der Wertschöpfung und erwirtschaften dabei einen Umsatz von rund 84 Milliarden Euro sowie eine Bruttowertschöpfung von rund 28 Milliarden Euro. Zu den wichtigen Veränderungen gehört auch die Corona-Pandemie, die nicht nur die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit der Branche, sondern auch ihre Systemrelevanz für die Funktionsfähigkeit des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland unter Beweis gestellt hat.
Nach den Worten von Vorstand Jan Deubig kommt der ZAK – Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern dabei die Rolle eines „(Um-)Weltverbesserers“ zu. „Natürlich ist und bleibt unsere Hauptaufgabe die Gewährleistung der Entsorgungssicherheit. Wir kümmern uns darum, dass alle Abfälle aus Stadt und Landkreis Kaiserslautern zu jedem Zeitpunkt und in jeder Situation sicher und hygienisch entsorgt werden können. Schon allein das ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit in und um Kaiserslautern.“ Hinzu komme, dass sich die Abfallwirtschaft immer mehr zur Kreislauf-, Energie- und Ressourcenwirtschaft wandelt.
Viele Abfälle könnten, nachdem sie in der Tonne gelandet sind, noch weiter genutzt werden, sei es als Rohstoff für die Wirtschaft oder als Ersatz für fossile Brennstoffe in der Energieerzeugung. „Insofern tragen wir mit unserer Tätigkeit dazu bei, dass die Haushalte in Stadt und Landkreis Kaiserslautern mit klimaneutralem Strom erleuchtet werden und dass es durch umweltfreundliche Fernwärme dort auch angenehm warm ist“, so Deubig weiter. Der unter dem Markennamen PALATIHUM vertriebene Kompostdünger, der aus Bioabfall und Grünschnitt erzeugt wird, trage außerdem zu gutem Pflanzenwachstum bei, auch im ökologischen Landbau. „Daneben beseitigen wir aber auch die Abfälle, die nicht verwertet werden können, weil sich in den vorherigen Nutzungszyklen Schadstoffe angereichert haben natürlich so, dass kein Schaden für die Umwelt zu befürchten ist.“
Die Kreislaufwirtschaft ist mit rund 310.000 Beschäftigten in Deutschland einer der wichtigsten Arbeitgeber im Bereich der Umweltwirtschaft, mit einem weiterhin wachsenden Bedarf an Fachkräften. Die Arbeitsplätze sind systemrelevant, sicher und werden durch die zunehmende Technologisierung und Digitalisierung der Branche immer vielseitiger. Allein bei der ZAK sind derzeit rund 135 Mitarbeitende beschäftigt. Gleichwohl kann die Kreislaufwirtschaft auch weiterhin eine Beschäftigung für Menschen ohne Berufsqualifikation anbieten, für die es in anderen Branchen kaum noch Chancen gibt. Die Unternehmensstrukturen entwickeln sich derzeit dynamisch: Zu den „klassischen“ Unternehmen der Kreislaufwirtschaft kommen im Vergleich zu anderen technisch orientierten Branchen überdurchschnittlich viele Startups hinzu, die wiederum einen hohen Bezug zur Digitalisierung aufweisen.
Nach der nationalen Treibhausgasinventur sind die Emissionen im Sektor Abfallwirtschaft seit 1990 von 38 Millionen Tonnen CO2 um 75 Prozent auf nur noch knapp zehn Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2018 gesunken. Wesentliche Ursache dafür war die Schließung von Deponien für die Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle im Jahr 2005. Die Kreislaufwirtschaft kann sowohl in ihrem unmittelbaren Verantwortungsbereich als auch sektorübergreifend noch erhebliche Klimaschutzpotenziale realisieren. Dazu ist die gesamte Wertschöpfungskette von der Sammlung über die Sortierung bis zur Verwertung zu berücksichtigen: Durch den Einsatz ausgewählter Sekundärrohstoffe werden derzeit bereits rund 50 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
Hinzu kommen weitere rund 30 Millionen Tonnen CO2 aus der Beendigung der Deponierung von vorbehandelten Hausmüllabfällen sowie aktuell weitere rund 5,2 Millionen Tonnen CO2 aus der thermischen Behandlung von Abfällen in Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoffkraftwerken. Durch einen stärkeren Einsatz von Sekundärrohstoffen könnten künftig weitere rund acht Millionen Tonnen CO2 vermieden werden, weitere rund acht Millionen Tonnen CO2 erwartet das Umweltbundesamt aus dem Bereich der Behandlungsverfahren, insbesondere aus dem Rückgang der CO2-Emissionen aus den Deponien.
In Summe ergibt die Reduzierung an CO2-Emissionen rund 100 Millionen Tonnen. Der tatsächliche Beitrag wäre noch deutlich höher, wenn alle relevanten Wertstofffraktionen in die Bilanzierung einbezogen werden. Darüber hinaus können in der Kreislaufwirtschaft noch mehrere Millionen Tonnen an CO2 durch eine tiefergehende Aufbereitung und von zum Beispiel Müllverbrennungsschlacken, die Erzeugung von Biodiesel oder der Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse realisiert werden. Die Kreislaufwirtschaft leistet durch die energetische Nutzung von Abfällen einen bedeutenden Beitrag zur dezentralen Energieerzeugung und -versorgung in Form von Strom, Wärme und Prozessdampf und übernimmt so unter anderem auch die Versorgung von Industriestandorten.
Das Recycling von Abfällen ist einer der zentralen Wirkungsbereiche der „Circular Economy“, welche darauf abzielt, über veränderte Konsum- und Gebrauchsgewohnheiten eine nachhaltige Produktionsweise von Gütern auf der einen und die Kreislaufführung von Ressourcen auf der anderen Seite das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Wichtige Voraussetzung dafür ist zunächst das intelligente Design von Produkten, um die Reparatur- und spätere Recyclingfähigkeit zu gewährleisten. Das Recycling hat jedoch technische, ökologische und wirtschaftliche Grenzen, die es zu beachten gilt: Eine 100-prozentige Verwertung von getrennt erfassten Wertstoffen ist für viele Materialien weder möglich noch wirtschaftlich sinnvoll. Zudem gilt es auch, Schadstoffe aus den Produkt- bzw. Stoffkreisläufen auszuschleusen.
Ohne ein hochwertiges Recycling können die Ziele der „Circular Economy“ nicht erreicht werden. Dafür muss allerdings sichergestellt werden, dass der steigenden Menge an Rezyklaten auch ein gleichermaßen wachsender Absatzmarkt und Einsatz bei der Herstellung neuer Produkte gegenübersteht. Um dieses Gleichgewicht nachhaltig zu gewährleisten, sind die Einführung einer „Substitutionsquote“ und die Umsetzung des „Minimal Content“-Konzeptes notwendig, um künftig den Mindesteinsatz von Sekundärrohstoffen bei der Herstellung von Neuware zu gewährleisten.