Der Tag 5 der Theatertage Rheinland-Pfalz stand ganz im Zeichen der Frage: „Welche Rolle spielt die Pfalz im weltpolitischen Militärgeschehen?“ Vormittags gab es eine Exkursion zur Ramstein Airbase, nachmittags fand eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Drohnenkrieg aus der Pfalz?“ statt, an der Regisseur Jan-Christoph Gockel, Investigativjournalist Antonius Kempmann und Politikwissenschaftler Marcus Müller, moderiert von Esther Boldt, teilnahmen. Am Abend zeigte das Staatstheater Mainz als Gast das Stück „Ramstein Airbase: Game of Drones – reloaded, Trump Edition“, ein Projekt von Jan-Christoph Gockel. Zum Nachgespräch u.a. mit dem Regisseur fanden sich viele Besucher im Foyer ein. Die Theaterleute bekräftigten, „dass es hier um ein Kunstwerk geht, nicht um Aktivismus“.
Die nachmittägliche Podiumsdiskussion drehte sich hauptsächlich um Whistleblower Brandon Bryant, ein US-Soldat, der nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst von seinen Erlebnissen als ehemaliger Drohnenpilot öffentlich berichtete. Die zur Terrorbekämpfung eingesetzten Drohnen hätten Daten per Satellit nach Ramstein gesendet und seien dann per Glasfaserkabel nach Nevada in den USA gelangt, zitierte Moderatorin Boldt Rechercheergebnisse und fragte Kempmann nach dessen Antrieb für weitere Recherchen. „Wir wollten in Erfahrung bringen, in wieweit Deutschland eine Rolle spielt bei der Bekämpfung des Terrorismus sowie beim Einsatz neuer Techniken“, antwortete der Investigativjournalist. Allerdings sei es „sehr schwer, diesbezüglich Informationen zu erhalten bzw. zu recherchieren“, so Kempmann. Und weiter: „Die betroffenen Gebiete, sogenannte Hot Spots, konnten wir nicht betreten. Es dauerte fast acht Monate, bis eine Familie gefunden wurde, die betroffen war. Und diese konnte nur mit Hilfe einheimischer Kräfte aus dem Krisengebiet herausgeflogen werden. Der Rest der Recherche war Fleißarbeit, die wir anfangs mit drei Kollegen und dann aber am Ende mit über 20 Mitarbeitern bewältigen konnten.“
Die Rolle Ramsteins für die Region beschrieb Politikwissenschaftler Marcus Müller. Er ging auf den wirtschaftlicher Faktor für die Region ein – ca. 50.000 US-Angehörige sind hier stationiert. Die Außenpolitik der USA sei hier spürbar durch Transportflüge, Truppenverlegungen, Fluglärmbelästigung und durch das Ablassen von Kerosin. Spätestens mit der Terrorismusbekämpfung durch den Einsatz von Drohnen nehme Ramstein eine bedeutende Rolle ein. Müller freue sich, dass Ramstein nicht nur politisch behandelt wird sondern auch künstlerisch. Jan-Christoph Gockel erläuterte, wie aus dieser Thematik ein Theaterstück entstanden war. Die erste Fassung aus dem Jahr 2015 sei aufgrund weiterer Entwicklungen und der journalistischen Recherchen bis heute immer weiter angepasst worden.
Das Theaterstück selbst stellte die Situation Brandon Bryants nach, der aus einem Container in Nevada heraus, die Drohnen bedient hatte. Befehle wurden über einen Chat gegeben, psychische Belastungen, abgeschnitten von der Außenwelt – auf der einen Seite. Eine überlebende Augenzeugin berichtete auf der anderen Seite von erschreckenden Szenen, die sich abspielten.