Über den Else Lasker-Schüler Preis haben wir die vergangenen Tage schon einiges berichtet und auch die Verleihung war am Sonntag, dem Eröffnungstag, Thema gewesen. Nun konnte man aber die diesjährige Gewinnerin des Dramatikerpreises Felicia Zeller hautnah erleben. Die Stuttgarterin, welche schon bei ihrer Dankesrede einen sympathischen Eindruck machte, setzte diesen bei der Lesung aus ihrem Stück „X-Freunde“ aus dem Jahr 2012 fort.
Episodenhaft springt sie durch den Text und wie ein „Ein-Frau-Theater“ erweckt sie ihre Rollen zum Leben und gibt ihnen mithilfe eines Stimmenverzerrers einen eigenen Charakter. Absolut sicher im Text performt sie nahezu ihre Rollen und schaltet dabei fast immer auf den Punkt zwischen den Stimmen hin und her. Fast immer, weil es ihr doch ab und zu passierte den falschen Knopf zu drücken oder kurzerhand in ihrer normalen Stimme erklärte, dass das nächste Skriptblatt nun leider aktuell nicht auffindbar sei. Doch diesen Umstand überspielte sie mit einer ebenso einfach wirkenden Komik, wie sie sich auch in ihren Texten findet.
Fein zeichnete sie eine überspitze und trockene Art des Alltagshumors und beschrieb dabei Situationen in einer uns allen bekannten Leistungsgesellschaft, in der sich jeder problemlos wiederfinden kann. Leicht und doch gleichzeitig mit voller Wucht treffen ihre Beschreibungen auf unsere Ansichten. Ihr markanter Stil, das Weglassen von Verben bringt dabei zusätzlich Dynamik ins Spiel. Automatisch vervollständigen sich die Sätze im Kopf, das Tempo und die Lücken die Zeller dadurch entstehen lässt, pointieren aber dabei nicht nur die Sprache, sondern auch den Inhalt. Selbstironisch erklärt sie ihre Stücke wären doch aber eigentlich eher handlungsarm, es ginge mehr um das Situative, die Motorik des Textes. Was auf eine Art auch wieder Handlung sein könnte.
Dass die Sprache allein schon sehr unterhaltsam ist, hat Zeller auf jeden Fall an diesem Abend bewiesen. Viele Lacher aus den Reihen des Publikums zeugten davon und gutgelaunt verziehen die Zuhörer so auch das ein oder andere Zettelchaos. Echt und lebendig vermittelte sie so das Bild des symphytisch gelebten Chaos‘ einer Künstlerin. So tauchte auch die verlorengegangene Skriptseite bis zuletzt nicht mehr auf, doch dies tat gerade wegen der situativen Komik ihrer Texte der Lesungen keinen Abbruch und ist vielleicht nur ein Grund mehr sich auf ein vollständig gespieltes Stück von Felicia Zeller am Pfalztheater zu freuen.
Und wie Harald Demmer, Schauspieldirektor am Haus, zum Abschluss der Lesung verriet, muss man darauf auch nicht lange warten. Nach „Kaspar Häuser Meer“ wird man nächste Spielzeit Zellers aktuelles Stück „Der Fiskus“ am Pfalztheater erleben können.