Erstes Hoffest auf dem Caritas-Bauernhof lockt rund 300 Gäste an
Zwischen Wald und Feldern gelegen, ist der Wilensteiner Hof ein generationenübergreifendes Projekt des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus. Er bietet das wohnungslosen Menschen ein Zuhause und Unterstützung auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben. Drei Jahre nach seiner Eröffnung feierte der Wilensteiner Hof in Trippstadt sein erstes Hoffest. An Muttertag erwarteten die rund 300 Besucher ein buntes Angebot und interessante Einblicke in die Einrichtung.
Über Nacht hatte sich der Hof in einen Parcours der vergnüglichen Möglichkeiten verwandelt. Eröffnet mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel, lud das Fest die Besucher nicht nur zu kurzweiligen Stunden ein. „Wir möchten auch das Projekt präsentieren und unsere Arbeit vorstellen“, sagte Peter Lehmann, Leiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus in Kaiserslautern, dem die Trippstadter Einrichtung angehört. „Wir freuen uns über jeden, der sich für das Leben auf dem Hof interessiert und geben gern Einblicke.“
Zurzeit leben zwei Erwachsene und sieben Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren auf dem Hof. „Die Jugendlichen sind bei uns, weil sie zuhause nicht mehr leben können oder dürfen. Die einen machen eine Ausbildung, andere gehen noch zur Schule“, erklärte Sina Pfundstein. Die 24-jährige Sozialarbeiterin hat als frischgebackene Hofleiterin die Nachfolge von David Jörg angetreten, der ins Marienheim nach Kaiserslautern wechselt, ebenfalls eine Wohnungslosen-Einrichtung der Caritas. „Ich bin für die Gruppenleitung der Jugendlichen zuständig und kooperiere eng mit unserem Landwirt Michael Keßler“, so Pfundstein. Der Landwirtschaftsmeister gibt sein Wissen gern an die Hofbewohner weiter und ist stolz auf eine neue Errungenschaft in Form eines Traktors. „Wir haben jetzt einen Allrad-Schlepper, mit dem wir die Heuernte und die Aussaat von Kartoffeln und Mais selbst erledigen können“, berichtete er und wurde prompt von seiner kleinen Tochter in Beschlag genommen. Sie war beim Kinderschminken und führte stolz das Ergebnis vor. Wie viele Mädchen hat sie sich mit Regenbogen und Schmetterlingen fantasievoll verschönern lassen, während die Jungs auf Abenteuerliches oder Heldenhaftes setzten. So wie Oliver, der sich darauf freute, einen Tag lang wie Spiderman auszusehen.
Gegen Mittag strömten immer mehr Besucher heran, im Innenhof herrschte ein munteres Treiben. Viel Beachtung fand der Stand der Holzwerkstatt. Für ihn war Klaus Pahlke zuständig. Mitte 60, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, und Bewohner des Wilensteiner Hofs. Vor fünf Jahren kam er ins Caritas-Förderzentrum. Dank Unterstützung und eisernem Willen geht es wieder bergauf. „Ich bin Mitarbeiter in der Holzwerkstatt, leite Jugendliche an, Sachen aus Holz herzustellen.“ Die Ergebnisse fanden großen Anklang: Übertöpfe aus ausgehöhlten Birken- und Kirschbaumstämmen, Schalen, Insektenhotels in verschiedenen Größen und Ausführungen, kleine Kommoden mit Schubladen, in denen der ebenfalls hölzerne Schmuck verstaut werden kann. Das Angebot beweist Pahlkes Sinn für Kunsthandwerk. „Ich hatte selbst mal eine Keramikwerkstatt in Speyer. Jetzt bin ich eben auf Holz umgestiegen und habe meine Freude daran.“
Groß war auch der Andrang am Kuchenbuffet und vor dem Essensstand, der Würstchen, Frikadellen und sogar Spargel im Angebot hatte – und am Sammelpunkt für die Kurzwanderungen mit den beiden Alpakas Indio und Flurry. Sie waren eindeutig die größte Attraktion unter den tierischen Hofbewohnern und hatten auch Mechthild Harth aus Schmalenberg zum Hoffest gelockt. „Es sind ja schon faszinierende Tiere, denen man nicht jeden Tag begegnet.“ „Aber wir nutzen auch die Gelegenheit, die Einrichtung kennen zu lernen. Denn das ist ein wirklich eindrucksvolles Projekt“, sagte ihre Freundin Renate Weidenbach.
Neben den Alpakas war auch der Nachwuchs der Ziegen und Schafe ein Anziehungspunkt. Auf der Weide unterhalb des Hofs vollführten die vier Zicklein zur Freude der Kinder übermütige Sprünge. Dazwischen tummelte sich Emil, Sprössling der Schafeltern Elsa und Olaf.
„Alle Tiere haben eine wichtige Funktion. Sie sind ein idealer Türöffner, um mit den Hofbewohnern ins Gespräch gekommen“, erklärte Hofmitarbeiterin Kristina Fast. Sie ist Erzieherin und ausgebildete Fachkraft für tiergestützte Pädagogik. „Denn viele sind erst mal sehr verschlossen. Zu den Tieren fassen sie Vertrauen und projizieren es mit der Zeit auf die Menschen. Das hilft ihnen, sich uns gegenüber zu öffnen.“
An diesem Tag trug die tierische Gesellschaft zur Unterhaltung der Gäste bei, die es sich zwischendrin beim kulinarischen Angebot gut gehen ließen und so manchen Gewinn aus der Tombola mit nach Hause nehmen konnten.