Bei einem Besuch der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz stellte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei der Begrüßung zu Beginn fest: „Der Bezirksverband Pfalz unternimmt große Anstrengungen, das Hofgut Neumühle stetig weiterzuentwickeln und damit die Aus- und Weiterbildung der Landwirte auf dem neuesten Stand zu halten.“ Wichtiges Ziel sei es ferner, Kinder und Jugendliche sowie Verbraucherinnen und Verbraucher an eine nachhaltige Landwirtschaft heranzuführen und das Wissen darüber zu vermitteln, was eine am Tierwohl orientierte Produktion von wertvollen Lebensmitteln erfordere. Dreyer lobte die „hohe Anerkennung“, die das Hofgut des Bezirksverbands Pfalz genieße, die die Landwirtschaft weiterentwickele. „Ernährung und Versorgung mit Lebensmitteln sind in den vergangenen Jahren im Bewusstsein der Bevölkerung gestiegen“, so Dreyer. Nachhaltiger Anbau, das Tierwohl, aber auch die Preisentwicklung spielten dabei eine wichtige Rolle. „Umso mehr Bedeutung erlangen neue Technologien, die auch in der Landwirtschaft bereits umfassend eingesetzt werden“, so die Ministerpräsidentin. „Daraus ergeben sich neue Anforderungen für Betriebe, die sich vorausschauend aufstellen müssen.“
Erste Station ihres Rundgangs war die Demonstration eines Feldroboters, den der Student Eike Gassen von der Technischen Universität Kaiserslautern erläuterte. So könne dieser genau analysieren, wie es den Pflanzen gehe. Er fahre autonom und könne navigieren, das heißt er finde seinen Weg alleine. Der Feldroboter könne Situationen simulieren, wodurch Arbeitsgänge angepasst werden könnten, ohne dass der Landwirt vor Ort sein müsse. Dr. Christian Koch, stellvertretender Leiter des Hofguts Neumühle, stellte fest, dass hier „innovative Forschung mit der Praxis verbunden wird, wodurch zum Beispiel Pflanzschutzmittel eingespart werden können“. Eine weitere Station war ein Nahinfrarot-Spektroskopie-Sensor (NIRS-Sensor). Er messe beispielsweise den Nährstoff- und Trockenmassegehalt von Futter, wodurch eine genauere Fütterung etwa einer Kuh möglich werde. Die Technologie biete die Chance, Nährstoffkreisläufe zu dokumentieren. Die Ministerpräsidentin ist überzeugt, dass „die Digitalisierung den Landwirten und Landwirtinnen hilft“ und war beeindruckt, wie „nah an der Praxis“ das Hofgut Neumühle sei. Sie ergänzte, dass Rheinland-Pfalz ein wichtiger Forschungsstandort für die digitale Landwirtschaft sei.
Beeindruckt war Malu Dreyer von der Lehrwerkstätte für das Milchvieh, die 140 Kühe beherberge; diese lieferten pro Jahr eineinhalb Millionen Liter Milch. Auch hier werde, so Koch, digitale Technik eingesetzt, um zum Beispiel zu messen, wie viele Male die Kuh wiederkäue und wie viele Meter sie laufe; dies gebe Aufschlüsse darüber, wie es ihr gehe. „In Zukunft soll der Fokus im Bereich Forschung und Smart Farming darin liegen, mit innovativen Fütterungsverfahren und digitalen Techniken den Ressourcenverbrauch zu minimieren und dieses komplexe Wissen praxisnah an Landwirtinnen und Landwirte sowie Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben.“ Nur so komme man zu einer gesellschaftlich akzeptierten und nachhaltigeren Landwirtschaft, sagte Koch. Auf Tuchfühlung gingen dann auch einige der Kälber in den Aufzuchtboxen, die sich von Malu Dreyer streicheln ließen. Dass das Hofgut Neumühle als Lernort Bauernhof seit über 25 Jahren tätig ist, darauf verwies der langjährige Direktor Dr. Karl Landfried. Im Rahmen von Projekttagen und -wochen würden Kinder und Jugendliche an die Landwirtschaft herangeführt und ihr Wissen vermehrt. Dabei hätten sie direkten Kontakt mit den Tieren und dürften auch bei der Stallarbeit mithelfen.
Berichtsfoto: Auf Tuchfühlung: Malu Dreyer bei den Kälberboxen
(Fotos: Bezirksverband Pfalz)