Premiere von Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“

Am Ende geht es gut aus und das Gute gewinnt! Auch in der Bühnenfassung der „Kleinen Hexe“, die jetzt am Pfalztheater Premiere feierte. Nein, das dürfte heutzutage kein Spoiler mehr sein. Denn Otfried Preußler hat die wunderbar spannende und zugleich lustige Kinderbuch-Story von der erst 127 Jahre alten – also in Hexenjahren gerechnet – sehr jungen kleinen Hexe vor mehr als sechs Dekaden geschrieben. Und seitdem begeistern die Erlebnisse des Nachwuchs-Hexleins so ziemlich jede Generation im Kindesalter. Die Geschichte um Mut und Selbstvertrauen, Furcht und Vertrauen, Unbekümmertheit und Durchhaltevermögen wird in Kindergärten und an Kinderbettchen seitdem dem Menschen-Nachwuchs von Erwachsenen vorgelesen. Kein Wunder also, dass die Neuinszenierung des Pfalztheaters der für die Bühne von John von Düffel bearbeiteten Fassung fast komplett ausverkauft ist. Eine zusätzliche Aufführung ist für den 29. Dezember (17 Uhr) angesetzt; für die anderen Termine gibt es wenn überhaupt nur noch Restkarten.

Krumm und schief steht im Wald eine Hütte, über hühnerleiterartige Stiegen krabbeln die Kleine Hexe (Helena Gossmann) und ihr mahnend freundliche Begleiter, der Rabe Abraxas (Lukas Jakob Huber), hinauf und hinab. Immer in Bewegung. Eben noch blättert die kleine Hexe im Zauberbuch, suchend nach dem richtigen Hexenspruch, um sich dann doch zu verhexen: statt Regen fällt Buttermilch vom Himmel! Immer noch besser als Frösche, wie beim letzten Mal, befindet maulend Abraxas. Dafür ernten die beiden Protagonisten erstes leise prustendes Kinder-Gekicher aus dem Zuschauerraum, der freilich coronabedingt nur schachbrettartig besetzt sein darf.

Als Rumpumpel (Meike Anna Stock), Sumpfhexe (Jelena Kunz), Knusperhexe (Aglaja Stadelmann) und die Oberhexe (Jan Henning Kraus) auf dem schwarzweiß gehaltenen vielstufigen Blocksberg auftreten, da drängt sich so mancher Nachwuchs im Parkett doch vorsichtshalber mal auf den elterlichen Schoß… Um bald darauf nur mit Mühe stillsitzen zu können als die Drehbühne (Marion Hauer) das nächste Bild freigibt, auf dem Marktfrauen, Schützenhauptmann, der billige Jakob oder auch das Kinderpaar Thomas und Vroni hin- und herwuseln. In herrlich überkandidelten Kostümen (Sarah Sauerborn) tollen sie herum, experimentieren, kombinieren, probieren, scheitern und beginnen von vorne. Susanne Schmelcher (Inszenierung) und Melanie Pollmann (Dramaturgie) merkt man ihre theaterpädagogischen Erfahrungen an. Kurzweilig, bunt, schrill, schnell, tänzelnd, mitfühlend, bewegend, klamaukig und: poetisch. Fröhlich, heftiger Schlussapplaus von Kinder- und Erwachsenenhänden, denn: „Das Böse gibt es nicht mehr…“, wie es im Schlusslied heißt.

Man sei natürlich angespannt, wie es weitergeht, meinte Chefdramaturg Andreas Bronkalla die Auswirkungen der Pandemie betreffend, aber: „Wir proben!“ Die Vorkehrungen intern gingen über das Verlangte hinaus, das Monitoringkonzept greife, so könne das Ensemble auf der Bühne und das Orchester einigermaßen „normal“ spielen. Aber: „Das Theater ist nicht fern der Realität!“, gibt Bronkalla zu denken; sollten gesamtgesellschaftliche Vorgaben erneut straffere Maßnahmen verlangen, werde man sich nicht ausnehmen können. Urs Häberli hat sich seine letzte Saison als Intendant auch anders gewünscht, er sei „schon in Sorge“. Getreu dem Max Reinhardt-Wort, wonach das Theater der „seligste Schlupfwinkel“ sei, arbeite man „immer voller Optimismus“ weiter. Im nächsten Frühjahr will das Pfalztheater am 2. Rheinland-Pfalz-Theaterfestival in Mainz teilnehmen.