Corona-Krisenstab im Gesundheitsamt Kaiserslautern

von Peter Schmidt

Seit dem 27. Februar steht die Welt auch in unserem Landkreis auf dem Kopf: Um 14:30 Uhr erreichte unser Gesundheitsamt die Nachricht vom ersten positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-19 getesteten Fall in Kaiserslautern. Im Laufe jenes Nachmittags wurde sofort ein Krisenstab im Gesundheitsamt eingerichtet, der seit diesem Zeitpunkt ununterbrochen im Einsatz ist. Das heißt, seit mehr als zwei Monaten sind mittlerweile mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich mit den Aufgaben betraut, die es ermöglichen sollen, die Ausbreitung des Virus in der Stadt und im Landkreis Kaiserslautern zu verhindern – eine Herausforderung, die sich bisher in diesem Ausmaß für alle Beteiligten so noch gestellt
hatte.

Dabei sind die Aufgaben sehr vielfältig und umfassen fast alle Bereiche, für die das Gesundheitsamt zuständig ist. Die entscheidende Rolle in den Bemühungen, das Virus einzudämmen, ist vor allem die Erfassung der Erstkontakte, die eine infizierte Person hatte: Sofort nach Eingang eines positiven Laborberichts müssen mit diesem sogenannten Indexfall Interviews geführt werden. Es gilt die direkten Kontaktpersonen festzustellen und nachzuverfolgen. Die Ermittlung dieser Personen ist eine im wahrsten Sinne detektivische „Ermittlungsarbeit“, erfordert sehr viel Zeit und vor allem Fingerspitzengefühl. In den Gesprächen mit den Betroffenen ist Einfühlungsvermögen und Empathie notwendig, denn natürlich sind die Betroffenen verunsichert und auch oft verängstigt.

Sowohl die Indexfälle als auch die Kontaktpersonen 1 (KAT1) werden mit umfangreichem Informationsmaterial versorgt, täglich kontaktiert und nach ihrem Gesundheitszustand befragt und betreut. Mittlerweile ist es uns möglich, diejenigen, die über einen Internetanschluss verfügen, mittels eines webbasierten Programms, der sog. Digitalvisite, zu betreuen. In Spitzenzeiten hatten wir täglich über 300 Kontaktpersonen entsprechend zu versorgen.

Für die Indexfälle und die Kontaktpersonen KAT 1 muss eine häusliche Quarantäne verordnet werden.

Dazu werden die Bescheide geschrieben, zugestellt und auch überwacht. Dabei ist die Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern vor Ort sehr wichtig und auch für die Kontrolle der notwendigen Maßnahmen entscheidend. In den letzten 10 Wochen hat sich die Situation im Gesundheitsamt vom ersten Indexfall bis zum Zeitpunkt, als wir die Zahl von 200 positiv getesteten Personen überschritten, sehr viel verändert. Fast täglich haben wir unsere Arbeitsstruktur an die neuen Gegebenheiten angepasst. EDV Programme sind weiter entwickelt und eingeführt worden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Telefon-Hotline mussten sich fast wöchentlich auf andere Frageschwerpunkte einstellen. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die normalerweise an den Schulen eingesetzt sind, und Mitarbeiter, die sonst im Sozialpsychiatrischen Dienst arbeiten, unterstützen die Telefon- und Digitalvisite und arbeiten auch die Kontaktpersonen von Indexfällen aus anderen Regionen ab.

Flächendeckend muss sich unsere regionales Gesundheitssystem auf die Lage einstellen: Das betrifft die Niedergelassenen Ärzte und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kliniken und Pflegeeinrichtungen, die sich auf den möglichen Ernstfall vorbereiten. Betriebe und Einrichtungen stehen vor der möglichen Herausforderung, dass Mitarbeiter ausfallen und nicht eingesetzt werden können, die Arbeitsfähigkeit des Betriebes aber gewährleistet sein muss.

Begriffe wie Systemrelevante Berufe, Schlüsselpersonen I und II spielen plötzlich eine Rolle. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, trotz eines Verdachtsmomentes mit Schutzkleidung arbeiten zu können -jeden Tag ergibt sich eine neue Lage und die Notwendigkeit, immer gut und überlegt der Lage entsprechend angemessen zu reagieren.

Die Verordnungen, die von Seiten des Landes getroffen werden, um die Corona- Pandemie in den Griff zu bekommen, müssen vor Ort angewendet und umgesetzt werden. Auch dies erfordert ein großes Maß an Flexibilität und anspruchsvolles und verantwortungsbewusstes Arbeiten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Hotline des Gesundheitsamtes ist mit mehreren Ansprechpartnern besetzt und in der Zeit der Erreichbarkeit mehr als ausgelastet. So gilt es neben den vielen Fragen besorgter Bürgerinnen und Bürgern zu dem Coronavirus auch Fragen von Betrieben, Vereinen und vieler weiterer Anrufer zu beantworten. Dabei kann es natürlich auch vorkommen, dass seitens des Gesundheitsamtes und der Kreisverwaltung manche Dinge nicht spontan geklärt werden können.

Für mich als verantwortlichen Leiter des Krisenstabes im Gesundheitsamtes für Stadt und Landkreis Kaiserslautern waren und sind es die spannendsten, anstrengendsten und herausforderndsten Zeiten meiner beruflichen Laufbahn. Neben der Leitung des Krisenstabes im Gesundheitsamt werden in unzähligen Telefonkonferenzen Themen rund um die Pandemie diskutiert und besprochen, um dann eine pragmatische Lösung vor Ort zu finden. Zu all dem kommen noch viele Telefongespräche mit Verantwortlichen in Institutionen, Ämtern, Ministerien, Schulen, Kitas, Verbandsgemeinden sowie natürlich mit allen politisch Verantwortlichen in unserer Region. Aber ich habe auch gemerkt und erfahren, dass solche Situationen und Krisen dazu führen, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Bereichen gut zusammen arbeiten können, sich der Teamgedanke durchsetzt, dass es keine Rolle spielt, ob man an Wochentagen oder an Wochenenden und Feiertagen arbeitet. Jede und Jeder ist sich seiner Verantwortung bewusst. Gemeinsam und miteinander haben wir die Chance, die Krise in unserer Region gut zu bewältigen. Dafür bin ich dankbar und stolz, dass wir alle gemeinsam im Team des Gesundheitsamtes an einem Strang ziehen, im Dienste und zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger.