Im Vorfeld der Aufführung „Der Kaukasische Kreidekreis“ fand in der Lounge im Foyer des Pfalztheaters eine Podiumsdiskussion statt. Andreas Bronkalla, Chefdramaturg am Pfalztheater Kaiserslautern, begrüßte auf dem Podium Esther Hattenbach, Regisseurin des Stücks, Prof. Hansgünther Heyme, Regisseur und Schauspielleiter und Prof. Dr. Jan Knopf, Literaturwissenschaftler und seit 1989 Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht in Karlsruhe. Viele Besucher lauschten interessiert den Ausführungen der anwesenden Gesprächspartner.
„Hat die Politik seit den 60er und 70er Jahren Einfluss auf das Theaterspiel genommen?“ war dann auch gleich die erste Frage an Prof. Heyme. „Dies ist kaum zu beantworten, damals war alles viel krasser und sehr unterschiedlich in vielen Städten. Man müsste alles besucht haben um sich ein Urteil bilden zu können. Klar ist es durch die Medien schwieriger geworden die Menschen zu bewegen die Orte des Theaterspielens zu besuchen, einfacher ist es jedoch zu Hause zu bleiben und die Verdummung auf sich einwirken zu lassen“ so Prof. Heyme. „Die Gelder für Produktionen sind sehr schwer zu bekommen da die Politik viel weniger als damals mit dieser Art der Kultur zu tun hat,“ ergänzte er.
Bronkalla stellte Esther Hattenbach die Frage ob sich in der heutigen Zeit das Theater geändert hat in Bezug auf die politische Situationen da sie ja einer anderen Generation von Regisseurinnen angehört. „Theater aus den 60er und 70er kenne ich nur zum Teil aus dem Video und kann ich daher nicht ganz Beurteilen. Meiner Meinung nach waren es damals viel kräftigere, stärkere und wütendere Entwürfe.
Kunst ist wichtig wenn die Gesellschaft in Unfriede ist. Derzeit verflachen diese Tugenden. Ich bin der Meinung dass dies wieder mehr gelebt werden muss um auch das politische Theater wieder aufleben zu lassen. Wir müssen schlagkräftiger werden“, so die Diagnose von Esther Hattenbach.
Auf die Frage von Andreas Bronkalla, „sind denn heute Theatertexte unpolitischer, ist uns etwas verloren gegangen oder haben wir andere Themen?“ antwortete der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Jan Knopf wie folgt: „Brecht hat mal gesagt das Theater geht nur über die Leichen der Philologen, wir sind meist nicht gern gesehen weil wir Philologen mit dem Anspruch auftreten die Texte verstanden zu haben. Klassiker werden in so fern politisiert in dem etwas aufgesetzt wird was derzeitig politisch en vogue ist. Texte sind im allgemeinen unterschiedlich zu betrachten da sie ja immer wieder neu interpretiert werden und somit die Bedeutung, auch durch unterschiedliche Darstellungen, immer eine Andere sein kann.“
Weiterhin wurde dann über das Thema Brecht diskutiert was ja im Nachgang das Hauptthema war bei der Aufführung des Kaukasischen Kreidekreis.