Else Lasker-Schüler-Preis wird vergeben

Interessierten Besuchern des Pfalztheaters Kaiserslautern ist der Else Lasker-Schüler-Preis schon längst ein Begriff. Vom ersten Intendanten des neuen Hauses Pavel Fieber und Kultusministerin Rose Götte ins Leben gerufen, wird dieser hochdotierte Dramatikerpreis schon seit 1993 im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz vom Pfalztheater vergeben.
Doch wer noch nicht davon gehört hat muss sich nicht wundern, fand die Verleihung bis jetzt doch eher hinter geschlossenen Türen statt. So nicht dieses Jahr. Die erstmals stattfindenden Theatertage Rheinland-Pfalz bilden nun den Rahmen der Verleihung. Dabei verbindet sich die Übergabe der Else-Lasker-Schüler-Preise nicht nur mit der Eröffnungsveranstaltung der Theatertage.
Am Montag, den 02.03. kann man außerdem die diesjährige Gewinnerin des Dramatikerpreises, Felicia Zeller, hautnah erleben und sich von ihr aus ihrem neusten Werk vorlesen lassen.
Die geborene Stuttgarterin beginnt früh mit dem Schreiben und erhält kurz nach ihrem Abitur schon den Baden-Württembergischen Jugendtheaterautorenpreis für „immer einen hund gehabt/plane crazy (1928)“. Über viele Jahre, in denen sie für verschiedenste Theater, wie Frankfurt, Jena, Saarbrücken oder Freiburg, Stücke verfasst hat und nach einer Anstellung als Hausautorin 2013 am Nationaltheater Mannheim, schuf sie eine beachtliche Anzahl an Werken.
Darunter findet sich sowohl Prosa als auch Drama, ihr neustes Genre lässt sich aber wohl am ehesten als Wirtschaftsdichtung bezeichnen. Nach „Die Akte“ und „Die Firma“ trägt ihr neustes Werk, an dem sie seit 2018 gearbeitet hatte, den Titel: „Der Fiskus“.
Darin geht es um das alltägliche oder (hoffentlich) nicht ganz so alltägliche Werken in einem baufälligen Finanzamt. Das Team aus Finanzbeamten, um Sachgebietsleiterin Nele Neuer, zeigt alle Facetten. Von Intrigen, über Aufstieg und Fall, bis hin zu Machtmissbrauch treibt es dieser „Thriller um Steuergerechtigkeit“ auf die Spitze. Zeller, die sich selbst als „Sprechautorin“ sieht, zeichnet mit sprachschönen Formulierungen, aber gleichzeitiger Brutalität ein satirisches Bild unserer Gesellschaft und trifft damit, wie auch schon zuvor, den Nerv der Zeit.
Die mehrfach nominierte Autorin des Mühlheimer Dramatikerpreises erhält nun den mit 10 000 Euro am höchst dotiertesten Hauptpreis für das dramatische Gesamtwerk, welcher am Eröffnungstag der Theatertage Rheinland-Pfalz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht wird. Die Jury, bestehend aus fünf Vertretern aus den Bereichen Theater, Literaturwissenschaft und Feuilleton, haben sich einhellig für die Preisvergabe entschieden.
Neben Felicia Zeller werden außerdem drei weitere Autoren mit den Else Lasker-Schüler-Stückepreisen für ihre Schauspieltexte prämiert.
Der 1. Preis, mit 5 000 Euro dotiert und der garantierten Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern, geht an Caren Jeß für ihr Stück „Die Popper“.
Darin erzählt sie die Geschichte eines erlebten und eines drohenden Absturzes und nutzt hierfür eine starke theatrale Bildsprache. Doch auch Fantasie und Humor finden sich bei ihr, wodurch zum Teil surreale Bilder entstehen.
Der 2. Preis und 3 000 Euro geht an Leon Ospald für „Guppysterben“. Die schwarze Komödie des Schauspielers und Dramatikers zeigt den bizarren Alltag einer Polizeistation und thematisiert dabei grotesk und teilweise überraschend Themen wie Kompetenzgerangel, Verantwortungslosigkeit, Einwanderungspolitik und Gesetzesbruch.
Der mit 2 000 Euro einhergehende dritte Stückepreis geht an Magdalena Schrefel mit „Ein Berg, viele“. Im Mittelpunkt hier das weltpolitisch hoch aktuelle Thema der Grenzziehung. Welche Macht haben imaginäre Grenzen? Wie brutal ist aber auch ihre Wirklichkeit? Dabei beschränkt sich das Stück nicht nur auf sein Nötigstes, sondern ist vielmehr Historiendrama, Film und Theater im Theater in einem.
Mit dem diesjährigen Rahmen wird für die alle zwei Jahre stattfindende Verleihung der Preise ein sehr viel größeres, öffentliches Publikum geschaffen. Ebenso findet mit der Verleihung der Else Lasker-Schülerpreise auch die aktuelle Theaterliteratur ihren Platz im Programm der Theatertage und vervollständig damit das gewünschte Bild einer Bündelung der rheinland-pfälzischen Theaterlandschaft.
Neben dem Austausch zwischen Theaterschaffenden und Publikum bietet dieser Programmpunkt aber auch die lohnenswerte Chance einen interessanten Einblick in den Bereich und auf die Menschen zu bekommen, die verantwortlichen sind für die spannenden, berührenden, wunderbaren oder auch zum Nachdenken anregenden Geschichten, die uns tagtäglich auf der Bühne in ihren Bann ziehen.