Wie können Stadt und Landkreis die Potenziale von und nach China ergreifen? Um dieser Frage nachzugehen, war vor gut zwei Jahren das „Projekt China“ innerhalb der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Stadt und Landkreis Kaiserslautern (WFK) aufgesetzt worden. Jetzt haben Kai Landes, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kaiserslautern, Landrat Ralf Leßmeister und Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel sowie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Stadt und Landkreis KL mbH zu einem Informationsabend eingeladen. Sie berichteten über Ergebnisse ihrer Delegationsreise ins Yangtze River Delta im südöstlichen China. WFK-Geschäftsführer Stefan Weiler gab mit vielen Fotos einen Eindruck der chinesischen Region im Großraum Shanghai und Yanghzou und resümierte sowohl mit Einzelheiten als auch strukturellen Daten die begonnene Zusammenarbeit. So wurden beispielsweise im letzten Herbst Westpfalz-Repräsentanzbüros an drei Standorten im Yangtze River Delta eröffnet.
Die von rund 120 Vertretern regionaler Unternehmen und Institutionen besuchte Veranstaltung im Deutschordensaal moderierte souverän der Kaiserslauterer Journalist Rolf Schmiedel. Seinen kurzweilig präsentierten Fragen stellten sich sechs china-erfahrene Gäste in einem Podiumsgespräch. Max Essig vom Kaiserslauterer Raumplanungsbüro FIRU GmbH schilderte die Eindrücke seiner ersten Reise nach Yanghzou und zeigte sich äußerst beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der in China umfangreiche Bauprojekte „hochgezogen“ werden. Volker Ditscher, Manager beim Kaiserslauterer Technologieführer bei Hochpräzisionsapparaten Wipotec, berichtete von mittlerweile 15-jähriger Wipotec-Erfahrung in China. Mit einem rund 40-köpfigen deutschen und chinesischen Vertriebsteam bearbeite man den chinesischen Markt. Er setze stark auf die deutschen Ingenieurleistungen und der damit verbundenen Innovationskraft, die gerade dadurch einen Schutz des geistigen Eigentums bilde. Rujia Wu ist in China geboren, hatte in Deutschland studiert und anschließend mit einem Partner in Kaiserslautern die Enns-Wu Plastec GmbH, eine Start-up- Firma für Plastikteile für die Automobilbranche gegründet. Er beschrieb aus der Sicht des ehemaligen Neuankömmlings die Schwierigkeiten in Deutschland geschäftlich „Fuß zu fassen“ und verwies auf das unterschiedliche Kommunikationsverhalten beider Kulturen. Während man hier die beispielsweise problembehafteten Situationen klar anspreche, gehe es Chinesen unbedingt darum, dass das jeweilige Gegenüber „sein Gesicht wahren kann“. Man kommuniziere also häufig eher auf indirekte Weise.
Anne-Christin Werkshage ist bei der IHK Pfalz in Ludwigshafen Länderreferentin für China. Ihr Haus sei seit gut 20 Jahren Sammelstelle für China- Informationen und habe in dieser Zeit mit etwa 3000 Unternehmen Kontakt in diesem Thema gepflegt.
Werkshage stellte Dienstleistungen der IHK vor, die sich vor allem um das konkrete Wie eines China-Engagements drehen. Holger Labes, Geschäftsführer des in Kaiserslautern ansässigen Nähmaschinenbauers Vetron Typical, beschrieb die Zusammenarbeit mit seinem chinesischen Mutterkonzern. „Jeder muss das machen, was er am besten kann“, sagte er und wies damit auf die deutsche Ingenieursexzellenz hin, die mit chinesischer Produktivität verbunden werde und dadurch ein Erfolgsrezept sei. Josef Jifeng Guan, Geschäftsführer der ebenfalls in Kaiserslautern ansässigen Beratungsfirma MING Innovation, kennt „beide Seiten des Schreibtisches“, denn der Deutsch-Chinese arbeitete zuvor sowohl für chinesische als auch für deutsche Konzerne. Er stellte besonders die unterschiedlichen unternehmerischen Denkmuster heraus. Während man in Deutschland Produkte auf langlebige Qualität auslege, inklusive Entwicklung und Produktion, sei man in China viel risikobereiter und gebe beispielsweise Produkte in den Markt, denen vielleicht nur die Hälfte der Lebensdauer zugebilligt wird, verglichen mit deutschen Produkten. So „lerne“ der Hersteller durch Fehlererkennung im laufenden Markt und verbessere im Anschluss daran fortlaufend das jeweilige Produkt. Solche komplett unterschiedlichen Einstellungen zu Produkt und Marktverhalten sei immer eine große Herausforderung bei deutsch-chinesischen Kooperationen.
In Gesprächen mit lokalen Unternehmen könne man sicherlich ein deutlich gestiegenes Interesse an China und Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen feststellen, sagte Moderator Schmiedel. Ob und wie weit ein „Chinatown in Kaiserslautern“ oder ein „K-Town am Yangtze“ entstehe, müsse die Zukunft zeigen – politische und strukturelle Vorbedingungen seien dafür bereits erfüllt. Nun bedürfe es interessierter und ambitionierter Personen, die gewillt seien, die neu entstandenen Möglichkeiten, Potenziale und Chancen zu ergreifen, betonte Kreissparkassen- Chef Kai Landes.